Von einem Heiratsschwindler lernen?
Zunächst werfen Sie bitte einen kurzen Blick auf das Modell SWG. SWG steht für Selbstwertgefühl. Als Experte für Service und exzellente Dienstleistung ist mir dieses Modell immer wieder begegnet und hat sich in mir festgesetzt. Weil ich felsenfest davon überzeugt bin: wer dieses System beherzigt, wird automatisch Erfolg bei seiner Kommunikation mit Menschen haben.
Zunächst haben wir auf der rechten Seite den Pluspol: Dort finden Sie den Begriff „Aufmerksamkeit“. Immer wenn Sie einem Menschen Ihre Aufmerksamkeit schenken, beginnt ein Ladestrom zu fließen. Direkt von Ihnen zum Herzen Ihres Gegenübers. Das Zitat von Antoine de Saint-Exupery: „man sieht nur mit dem Herzen gut“ ist aktueller denn je. Gespielte Aufmerksamkeit wird sofort entlarvt. D.h. Aufmerksamkeit die wir mit Interesse verbinden hat auch immer einen zeitlichen Aspekt. Dabei entsteht die Botschaft: Du – bist mir wichtig!
Mit diesen Werten haben wir die Basis für echtes Vertrauen bereits definiert. Aufmerksamkeit, Interesse, Zeit. Jetzt kommt unser Verhalten dazu. Unsere Leistung. Jedes Vertrauen das in einem Menschen erzeugt wird, hat immer etwas mit unserem Verhalten und unserer Leistung zu tun – und ist damit messbar. Jetzt haben wir eine gute Muttererde, damit der Samen des Vertrauens langsam wachsen und reifen kann. Um bei diesem Bild zu bleiben, bedarf es jetzt noch eine Art von Dünger um das Wachstum zu beschleunigen und um das Vertrauen zum Erblühen zu bringen. Und dieses Gefühl, wie bei Ihren Grünpflanzen ist nach der Definition des Dalai Lama: Fürsorge. Dieses Gefühl muss ebenfalls von Herzen kommen – ist aber nie digitalisierbar. Wer die Herzen der Menschen erreicht – braucht sich um die Köpfe nicht zu sorgen (unbekannt).

Die Krise ist ein produktiver Zustand,
man muss ihr nur den Beigeschmack
der Katastrophe nehmen!
Ein Heiratsschwindler, ob man den nun mag oder nicht – ist auf jeden Fall ein Kommunikationsexperte. Es gelingt diesen Spezialisten das Vertrauen von Menschen in Rekordzeit zu erschleichen, um es dann gnadenlos auszunutzen.
Uns interessiert nicht der ethische oder strafrechtliche Aspekt – wir wollen dabei nur die Vorgehensweise zu untersuchen: Die Kontaktaufnahme ist oft schüchtern. Definitiv keine coolen Sprüche – denn bei einem gewieften Auftritt könnte man ja sofort einen Profi vermuten. Das warm-up ist jedoch schon sehr stark von Interesse an der anderen Person geprägt. Vertiefende Fragen werden eingesetzt: wie z.B. welche Art von Urlaub machst Du besonders gerne – was ist Dir in Deinem Leben besonders wichtig.
Bei so viel unverhoffter Ladung beginnt der andere im wahrsten Sinne des Wortes aufzublühen. Komplimente werden ebenso gezielt eingesetzt wie auch Bewunderung: ist ja toll, wie Du das alles so meisterst…. Heiratsschwindler strengen sich in der Marketingphase an und legen sich voll ins Zeug. Versprechen und Zusagen werden penibel eingehalten. Kleine Geschenke und Überraschungen werden eingebaut, um dem Opfer eine unverhoffte Freue zu machen. Dann kommt der erste Belastungstest. Der Heiratsschwindler bittet um einen Geldbetrag – angeblich um einen kurzen Engpass auszugleichen. Es ist ihm natürlich total peinlich – aber er weiß sich keinen anderen Rat mehr. Nun kommt der Gag: Dieser Betrag wird natürlich innerhalb der vereinbarten Frist absolut zuverlässig zurückbezahlt. Wenn später eine riesige Summe ins Spiel kommt, denkt das Opfer gar nicht mehr an die Möglichkeit, dass es diesmal anders laufen könnte. Dieser Prozess verläuft immer im Turbogang – denn der Betrüger muss immer damit rechnen, aufzufliegen. Kaum hat er sein Ziel erreicht – ist er über alle Berge…